Wie bin ich zum Segeln gekommen?

Bereits als kleines Kind bin ich in jedem Sommer mit der Familie in den Urlaub auf die wunderschöne Nordseeinsel Pellworm gefahren. Pellworm gehört zu den nordfriesischen Inseln, ist allerdings nicht so groß und bekannt wie z. B. Amrum, Föhr und Sylt.

Zum Übersetzen auf die Insel musste man die Autofähre ab Nordstrand (Hafen Strucklahnungshörn) nehmen. Damals fuhr hier zunächst die "Pel 1", später dann auch die "Pel 2" sowie die "Pidder Lüng". Die Überfahrt dauerte nur 40 Minuten. Auf mich - als Stadtkind - hat das jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und so übten Schiffsausflüge seitdem immer einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Oftmals habe ich mir vorgestellt, wie schön es sein muss, selbst ein Boot zu steuern. Leider habe ich diese Träume aber jahrelang nie umgesetzt.

Im Jahr 2007 - also im Alter von mittlerweile knapp über 40 - habe ich dann endlich "Nägel mit Köpfen" gemacht und mich bei der Segelschule Maschsee Nord in Hannover zum Lehrgang für den Sportbootführerschein Binnen (SBF-Binnen), allerdings nur unter Motor, angemeldet. Nur "unter Motor" deshalb, weil ich mich mit der ganzen Thematik "Segeln" überhaupt nicht auseinandergesetzt hatte. Damals hielt ich Motorbootfahren noch für viel cooler.

Der SBF-Binnen berechtigt - pauschal gesagt - zum Führen von Sportbooten auf den Binnenschifffahrtsstraßen, also Seen, Flüssen und Kanälen. Schnell kam danach aber auch die Erkenntnis, dass es das noch nicht gewesen sein kann, zumal die Möglichkeiten zum Motorbootfahren im Umkreis von Hannover nicht allzu groß sind, wenn man kein eigenes Boot besitzt. So kam der Gedanke, auch noch den Sportbootführerschein See (SBF-See) in Angriff zu nehmen. Gesagt, getan! Im Januar 2008 begann ich mit der theoretischen Ausbildung. Diese zog sich über 3 Monate hin und war erheblich umfangreicher als noch die Ausbildung zum SBF-Binnen. Hier ging es jetzt um Seeschiffahrtsrecht, Navigation, Gezeiten etc.. Auch bei Beginn des Unterrichtes für den SBF-See war mein Anliegen immer noch, einfach nur Motorboot zu fahren, aber eben halt auch an der Küste, bzw. auf Gewässern, die als Seewasserstraßen bezeichnet werden, wie die Elbe ab Hamburg oder die Weser nördlich von Bremen, usw..

Danach folgte der nächste Schritt: Unser Kursleiter hatte sich offenbar zum Ziel gesetzt, mich ganz persönlich von der Einzigartigkeit des Segelns zu überzeugen (dafür nochmal vielen Dank, Thommy!). Da ich für Neues immer offen bin, ließ ich mich schnell überreden, nach der Prüfung für den SBF-See mit der theoretischen Ausbildung für den Sportküstenschifferschein (SKS) weiter zu machen. Dieser ist kein gesetzlich vorgeschriebener Führerschein, er verschafft einem aber weitere, über den SBF-See hinausgehende, Kenntnisse und erleichtert einem das Chartern von Yachten, da "Vercharterer" meistens auf dieser Qualifikation bestehen.

Von Segeltheorie- und praxis hatte ich zu der Zeit überhaupt keine Ahnung, so daß das schon ein recht kühnes Unterfangen von mir war. Der theoretische und navigatorische Teil der SKS-Prüfung war schließlich Ende April 2008 nach wochen- und nächtelangem Pauken auch erfolgreich absolviert. Nun fehlte mir "nur" noch die Praxis.

Also wieder von vorne angefangen! Von Mai bis Juli 2008 lernte ich das Segeln von der Pike auf. Der Maschsee in Hannover war hierfür aufgrund der ständig wechselnden oder auch gar nicht wehenden Winde ein relativ anspruchsvolles Ausbildungsrevier. Drei Monate lang ging es in jeder freien Minute an den See, üben, üben und nochmals üben. Schnell merkte ich, daß mir das Segeln richtig Spaß machte. Ende Juli war dann die Abschlußprüfung bestanden und ich hatte jetzt auch den seglerischen Teil des SBF-Binnen in der Tasche.

Kurz darauf (02.-09.08.2008) stand dann der praktische Teil der SKS-Prüfung an. Hierzu ist ein Ausbildungstörn auf der Ostsee mit anschliessender praktischer Prüfung vorm Prüfungsausschuß für den SKS zu absolvieren gewesen. Nach einer aufregenden Woche zwischen Kieler und Flensburger Förde auf der Segelyacht Baronesse und erfolgreich durchlaufener praktischer Prüfung hielt ich dann endlich den heiß ersehnten Sportküstenschifferschein in den Händen.

Wie der Prüfer uns gleich nach der Prüfung mitteilte, sollten wir nicht glauben, jetzt jede Yacht führen zu können, aber wenigstens dürften wir es;-) Insofern heißt es für mich jetzt, jede Gelegenheit zum Segeln wahrzunehmen, damit sich die in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse verfestigen.

Im April 2009 ist es dann endlich soweit. Ich habe mir nach langem Hin und Her mein erstes eigenes Boot zugelegt. Es ist eine Neptun 22 mit dem Namen Pauline. Die Pauline liegt am Steinhuder Meer in der Nähe von Hannover.


Warum ich das alles hier aufschreibe?

Vielleicht lässt sich ja der eine oder andere beim Lesen "meiner Geschichte" inspirieren und bekommt selbst Lust, mal etwas ganz Neues anzufangen und sich als Freizeitkapitän zu versuchen...

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